Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull
(Steven Spielberg, USA 2008)
Kino
Fast 20 Jahre ist es her, dass der wohl bekannteste Mann mit Hut und Peitsche auf der Leinwand zu sehen war. Wenn Hollywood uns die letzten Jahre jedoch etwas gezeigt hat, dann, dass es für kein Held zu alt sein kann, um noch einmal auf die große Leinwand zurückzukehren. Eine Trilogie muss noch lange keine Trilogie bleiben, denn wieso sollte man es bei drei Teilen einer Serie lassen, wenn man auch noch einen vierten aus dem Hut (ha-ha!) zaubern kann? Klar freuen sich die Fans über so etwas, und dennoch muss man sich die Frage stellen, ob ein Sequel, wie es ja so schön heißt, manchmal wirklich von Nöten ist und ob es dem bisherigen Franchise nicht mehr schadet als es ihm nützt. Im Falle von The Kingdom of the Crystal Skull fällt die Antwort nicht ganz so leicht, wie ich es mir wünschen würde. So war ich auch nicht weiter betrübt, dass es in Stuttgart keine Pressevorführung zum Film gab, denn auch wenn ich ihn am Starttag gesehen habe, so hätte ich dennoch weiter warten können, hätten die Umstände den heutigen Termin nicht erlaubt. Das Franchise war für mich nie eines von übergroßer Bedeutung, denn dafür ist jenes von Lucas doch uneinholbar – aber Spielberg bewies damit endgültig, dass er das Blockbusterkino so beherrscht, wie kaum ein anderer.
Das zeigt Spielberg hier einmal mehr, denn das vierte installment der Abenteuerserie strotz nur so vor physikloser Action, vor humorvollen Dialogen und Klischeebeladenen Bösewichtern. Klingt alles nach einem typischen Abenteuer mit Indy (Harrison Ford)? Nein, leider nicht. Generell macht Spielberg fast alles richtig: Das Tempo ist Schwindel erregend, die Action fein dosiert und schön laut, die Dialoge amüsant und spitzfindig und der Cast bis auf John Hurt ein homogenes Ganzes. Am meisten kann Spielberg aber mit der prächtigen Optik und bis zu einem gewissen Grad sogar mit der Story punkten. Alles sieht herrlich nach 50's aus – LaBeouf kämt sich permanent seine Matte, die Musik stimmt und die 'Rote Bedrohung' wird schön aufs Korn genommen -, sodass man nicht von ungefähr ständig an diverse Invasions- und Monsterfilme aus dieser Periode denkt. Was damals für die Bedrohung aus dem Sowjetblock stand, waren große Monster, geheimnisvolle Viren oder Aliens. Für was sich Spielberg entscheidet, will ich an dieser Stelle jedoch nicht verraten, nur so viel: Selten war der Einsatz dieser lächerlicher. Nicht der einzige, wenn auch der größte, Fehler, den Spielberg hier begeht.
Wirkt das Logo Paramounts, schön im Retrostil gehalten, zu Beginn noch herrlich komisch, wenn es in einen Erdmännchenhügel übergeblendet wird, so kommt kurze Zeit später schon wieder die Ernüchterung. Spielberg setzt in Sachen Humor nämlich häufig auf Tiere, die nicht nur animiert sind (so wirken sie zumindest), sondern auch alles andere als lustig sind. Nicht etwa, dass Tiere in der Reihe nichts zu suchen hätten, nein, nur hat Slapstick hier nichts zu suchen – und genau dieser findet sich in genügend dieser Szenen. So etwas ist nicht Teil der Reihe, so etwas ist schlicht und ergreifend fehl am Platz. Indiana Jones lebt von seinem Dialoghumor und seiner charmanten Situationskomik, nicht aber von Slapstick, die bisweilen wie aus einem Film aus der Schmiede Zucker-Abrams-Zucker wirkt. Ist das gerade noch so zu verkraften, schießt Spielberg dann spätestens mit der Entsagung jeglicher physikalischer Kräfte den Vogel ab. Wie anfangs erwähnt, wäre das nicht weiter schlimm, würde es sich auf das Gewohnte beschränken, nicht aber, wenn Indy und Co. drei Wasserfälle im Auto hinunterfallen und bis auf nasse Klamotten nichts zu bemängeln haben (vor allem sitzen sie noch immer im Auto). War es in der bisherigen Serie stets das religiös-mystische, dem Dr. Jones auf den Fersen war, so ist es das hier auch, nur ist das, was dahinter steckt ohne Spoilern zu wollen deutlich – sagen wir – anders. Leider im negativen Sinne…
So gefällt die erste Hälfte dann auch deutlich besser – inklusive oft kritisiertem Einsatz eines Kühlschrankes -, denn hier kommt nicht nur viel mehr Serienfeeling auf (ja, das findet sich hier glücklicherweise zuhauf) – auch Williams' Score trägt dazu einmal mehr signifikant bei -, sondern auch ein Wiedersehen mit alten und neuen Bekannten. Dass Ford älter geworden ist, sieht man ihm kaum an, denn dafür macht er seine Sache immer noch viel zu gut, wie auch sein Filmsohn Shia LaBeouf, der das Franchise nicht nur laut Internetgerüchten fortführen darf, sondern auch laut Filmende. Dieses ist zwar Hollywoodtypisch wie wohl nur wenige andere Spielbergs geworden, aber auch wenn ich nur einen oder zwei TV-Filme gesehen habe, so war ich dennoch von Young Indiana Jones angetan. Sicher ist aber auch, dass es einen weiteren Eintrag im Indiana Jones-Universum nicht bedarf. Ein schlechter Film ist The Kingdom of the Crystal Skull nicht, auch in Hinsicht auf die bisherigen Teile, nur ist er nicht nur unnötig, sondern ist dem Hype auch alles andere als gerecht geworden. Dann fast lieber noch mal Star Wars: Episode I – The Phantom Menace. (7/10)